Peter Murphy—Tour 2009 - 2018, Tickets, Konzerte, Interviews

Als vor 15 Jahren Peter Murphys Soloalbum "Should The World Fail To Fall Apart" mit der großartigen PERE UBU-Coverversion "Final solution" erschien, war das ein Grund, mich stärker mit seiner früheren Band BAUHAUS zu beschäftigen - eine Band, die ich bis heute sehr schätze. Nachdem sich BAUHAUS unlängst nochmal für eine Tour zusammengetan hatten, trennten sich die Wege von Murphy und Co. wieder, und Peter macht wie all die Jahre zuvor solo weiter. Sein aktuellster Release ist diese Live-Doppel-CD mit der Aufzeichnung eine Akustikgigs vom 30.11.2000 in Los Angeles: von Anfang bis Ende ohne Overdubs mitgeschnitten. Durch die sparsame Instrumentierung nur mit Murphys zwölfsaitiger Gitarre, Peter di Stefanos (PORNO FOR PYROS) Synthie- und E-Gitarre sowie Hugh Marshs E-Violine ist die Stimmung sehr beschwörend, düster und beinahe sakral, eben die perfekte Kombination mit Murphys einzigartiger Stimme, die nach all den Jahren kein Stück nachgelassen hat. Ein sehr atmospärisches, wunderschönes Album.

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #44 als PDF

PETER MURPHY

Ninth

Sie nannten ihn den verrückten Peter und er spuckte Rosen. Zumindest besagt das die Legende. Im Zuge der Aufnahmesessions zum letzten BAUHAUS-Album „Go Away White“ kam es immer wieder zu Differenzen zwischen den Musikern, die Peter Murphy schon einmal dadurch zu glätten versuchte, indem er mit Rosen im Mund im Studio aufkreuzte und diese Daniel Ash und David J vor die Füße warf.

So entstand „I spit roses“, die erste Single vom aktuellen Album „Ninth“. Wer erneut auf einen Übersong wie „A strange kind of love“ gehofft hat, wird zwar nicht auf seine Kosten kommen, denn das Album glänzt weniger mit Balladen, als mit – und das scheint der intensive Einfluss seines Dauerfreunds Trent Reznor zu sein – sehr rockigen Songs, die mitunter wie heruntergefahrene NINE INCH NAILS klingen.

Peter Murphy ist nicht einer, der sich – wie sagt man in Anlehnung an verbrauchte und fallengelassene Pop-Ikonen? – ständig neu erfindet, aber er macht seine Sache bewährt gut und sein Pathos und die Prosa der Songs sind etwas ernster und lauter geworden, als das auf seinen frühen Alben der Fall gewesen ist.

Murphys oft aufbrausendes Temperament verliert sich wie so oft in einem speziellen Verständnis von Mythologie, denn der dem Sufismus zugeneigte Murphy versteht bei diesen Themen nicht zwingend Spaß.

Das große Melodrama des Albums mündet in dem Highlight „The prince & old lady shade“, ein Song, der noch einmal alle Qualitäten von Peter Murphy auf den Punkt bringt: Der „Thin White Duke of Goth“ mit dem prätentiösen Drama eines Oscar Wilde.

Ein paar Songs mehr von diesem Format und Peter Murphy wäre wieder zum Verbeugen.

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #96 als PDF

PETER MURPHY

Should The World Fail To Fall Apart

1983 lösten sich BAUHAUS auf, Peter Murphy machte mit DALI’S CAR weiter und schließlich solo und veröffentlichte 1986 sein erstes Album „Should The World Fail To Fall Apart“, das seinerzeit von BAUHAUS-Fans neugierig erwartet wurde – und vielfach enttäuscht zur Kenntnis genommen wurde, denn mit dem komplexen Goth-Rock seiner früheren Band hatte dieses eigenwillige Werk nichts mehr zu tun.

Vielmehr handelte es sich um ein mit den kitschigen Produktionsmitteln und schrecklichen Synthie-Sounds der Achtziger „gesegnetes“ Werk, das rückblickend zwar ein paar schöne Stücke und zwei interessante Coverversionen enthält (MAGAZINEs „The light pours out of me“ und PERE UBUs „Final solution“), aber ansonsten verstörend mainstreamig wirkt, ohne dass sich die Platte seinerzeit jedoch hätte durchsetzen können.

Dass ich nun gewillt bin, mich 25 Jahre später mit dieser Neuauflage auseinanderzusetzen, hat also eher nostalgische Gründe als dass echte Begeisterung dahintersteckt, und so kann die Warnung an BAUHAUS-Verehrer nur lauten: Besser die Finger davon lassen.

Dennoch, der Opener „Canvas beauty“ ist gelungen, wobei die beiden anderen Highlights die Coverstücke sind, nun ja. Auch die Bonus-CD erfordert starke Nerven und eine Obsession für die Maxi-Single- und Remix-Kultur der Achtziger, finden sich hier doch seltsam modifizierte Versionen von diversen Album-Songs.

Die Ausstattung der Neuauflage ist okay, im Booklet finden sich Linernotes und Cover-Abbildungen.

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #98 als PDF

PETER MURPHY

Love Hysteria (Expanded Edition)

Peter Murphy hat nach BAUHAUS zwischen 1986 und 2011 bisher neun Soloalben eingespielt und arbeitet derzeit an seinem zehnten. „Love Hysteria“ ist sein zweites Album von 1987 und wurde mit dem B-MOVIE-Keyboarder Paul Statham und den THE HUNDRED MEN eingespielt.

Hier lebt Peter Murphy seine Bewunderung für David Bowie aus, was man auch an der Coverversion von „Funtime“ merkt, ein Song, den David Bowie und Iggy Pop für dessen Album „The Idiot“ geschrieben hatten.

Beim Opener „All night long“ merkt man leicht den musikalischen Einfluss aus dem Mittleren Osten (Murphy konvertierte in den Achtziger Jahren zum Islam und wurde stark beeinflusst vom Sufismus, einer Ausprägung islamischer Mystik).

Natürlich geht es hier nicht um die Adaption von Ethno-Pop, auch wenn Murphy keine Berührungsängste mit gefälligeren Melodiebögen hat. Die meisten Songs leben in der Tat von der nach wie vor faszinierenden Stimme von Peter Murphy.

„Love Hysteria“ ist nicht unbedingt sein bestes Album, aber in jedem Fall ein gutes, welches im Übrigen vom ehemaligen THE FALL-Mitglied Simon Rogers produziert wurde. Sein bestes Album sollte er ein Jahr später mit „Deep“ abliefern, das mit „A strange kind of love“ und „Cuts you up“ seine beiden besten Solosongs enthält.

Die zweite CD enthält Demos und alternative Versionen.

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #112 als PDF

PETER MURPHY

Lion

Mit „Ninth“ hatte der ehemalige BAUHAUS-Frontmann Peter Murphy ein angenehm bodenständiges, rockiges Album aufgenommen, bei dem so mancher den Einfluss seines Kumpels Trent Reznor bemängelte. Ein Kritikpunkt, der bei seinem neuen Werk „Lion“ eine wesentlich stärkere Bedeutung besitzt, denn „Lion“ wird beherrscht von einem bollernden elektronisch modulierten Rocksound, den Bands wie NINE INCH NAILS oder MARILYN MANSON bis zum Erbrechen ausgeschlachtet haben.

Dabei kann man „Lion“ aber noch nicht mal vorwerfen, dass das Album schlecht klinge, denn Murphy vertraute sich hier in die geschulten Hände von Martin „Youth“ Glover an, Gründungsmitglied von KILLING JOKE und viel beschäftigter Produzent, der weiß, wie man eine zeitgemäße, druckvolle Produktion bewerkstelligt.

Aber wer braucht schon einen zeitgemäßen Peter Murphy? Denn den würde man doch lieber wieder ins Batcave teleportieren, oder zumindest zurück zu seiner ersten hervorragenden Soloplatte von 1986.

Zwar ist auch „Lion“ ein unverkennbares Murphy-Werk, alleine schon wegen des charakteristischen Gesangs – auch wenn der manchmal etwas übers Ziel hinausschießt –, dennoch lässt einen das angestrengte Bemühen um möglichst wuchtige, alles niederwalzende Klänge seltsam kalt.

Unsubtil wäre noch die netteste Umschreibung für „Lion“, aber das führt auch in diesem Fall nicht zur totalen Selbstdemontage der verdienten Goth-Ikone – ein wenig cheesy darf man das Ganze aber trotzdem finden.

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #114 als PDF

PETER MURPHY

Lion

Das nunmehr zehnte Soloalbum von Peter Murphy überrascht. Murphy ist wesentlich druckvoller im Sound als beim Vorgänger „Ninth“, seine Stimme über viele Songs hinweg signifikant rauer, „kratziger“, mit fast körperlich wahrnehmbar mehr Biss und er singt mitunter gegen Gitarrenwände an.

Das hätte man nicht erwartet, gefällt aber über die gesamte Albumlänge. Es mag einerseits am Produzenten und KILLING JOKE-Mitglied Youth liegen, andererseits an seiner langjährigen Freundschaft zu Trent Reznor (NIN), die auf „Lion“ sicherlich musikalischen Spuren hinterlassen haben.

Den beiden ersten Songs des Albums („Hang up“, „I’am my own name“) und deren Intensität begegnet man zunächst mit etwas Erstaunen, dann mit dem Wunsch nach mehr, der auch bedient wird. Dennoch, der Titelsong „Lion“, als letztes und markantes Stück auf dem Album, bringt Peter Murphy zu seinen Wurzeln als „Godfather of Goth“ zurück, wo er sich wieder gekonnt auf seine melodramatischen Wurzeln besinnt, die er einst bei „Ziggy Stardust“ von David Bowie entlehnte.

Murphy steht in seiner Selbstpositionierung Nick Cave sehr nahe: Er definiert sein eigenes Genre, seinen eigenen Standard – und nur an dem allein gilt es ihn zu messen. Die elf Songs sind ein großer Wurf, welche alle emotionellen Facetten der musikalischen Geschichte von Peter Murphy zusammenfassen.

Murphy bedient den Duke of Goth wie einst zu BAUHAUS-Zeiten ebenso überzeugend wie den Dark Cabaret Schattenspieler. „Lion“ ist ein guter programmatischer Albumtitel und „I’m my own name“ einer der kraftvollsten Songs geworden.

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #114 als PDF

PETER MURPHY

Wild Birds Live Tour

Ersparen wir uns an dieser Stelle die üblichen Diskussionen über den Sinn und Unsinn von Live-Platten, die in den seltensten Fällen wirklichen musikhistorischen Wert besitzen. Diesen Status wird auch die Doppel-CD und -LP „Wild Birds Live Tour“ niemals erreichen, zumal es bereits 2001 das Live-Album „Alive Just For Love“ gab, das ebenfalls die damalige Tour des früheren BAUHAUS-Sängers anlässlich der „Best Of“-Platte „Wild Birds“ dokumentierte, mit Peter DiStefano (PORNO FOR PYROS) an der Gitarre, Eric Avery (JANE’S ADDICTION) am Bass und BAUHAUS-Kollege Kevin Haskins am Schlagzeug.

Auch hier gibt es insgesamt 18 Stücke zu hören, die sich aber nur teilweise mit der Setlist von „Alive Just For Love“ überschneiden. Die Soundqualität ist gut, auch wenn man sich bemühte, die Publikumsreaktionen zu erhalten, was „Wild Birds Live Tour“ manchmal eher wie ein überdurchschnittliches Bootleg klingen lässt.

Ein zufriedenstellender, musikalisch überzeugender, wenn auch sehr rockiger Querschnitt des Solo-Schaffens des „Godfather of Goth“, bei dem man sich etwas mehr BAUHAUS-Feeling gewünscht hätte.