Genre
Punkrock/Hardcore
Shows
272 Shows in 102 Städten / 5 Ländern
Zeitraum
03.03.2009 - 08.06.2024
Letzte Show
02.03.2024 - DE-Husum, Speicher Husum e.V.
Nächste Show
08.06.2024 - DE-Hamburg, Gruenspan
Booking
KOTZREIZ sind zu rotzig, zu amüsant und singen zu hymnisch eine Ode nach der anderen für all die Nietenpunks dieser Republik, als dass man sie länger an den Katzentisch setzen kann.
![[[Issue]]](https://shop.ox-fanzine.de/mediadb/Ox105.jpg "KOTZREIZ - Punkrock-Musiker-Fans")
![[[Issue]]](https://shop.ox-fanzine.de/mediadb/Ox149.jpg "KOTZREIZ - Für immer Saufpunk")
Manchmal THE CURE oder NEW ORDER, aber größtenteils THE SMITHS – das Berliner Punkertrio KOTZREIZ ist wieder da und geht auf „Nüchtern unerträglich“ seine musikalische Sozialisation durch. Von Street-, Deutsch- und was weiß ich noch für Punk wusste man, Post-Punk und NDW hatte man geahnt. Was schwarz gekleidete „schlecht gelaunte Vorstadtkids“ eben so hör(t)en. Verdichtet auf knappe 24 Minuten fällt auf, wie viel hier durcheinander geworfen wird, der flott runtergeschrubbte, rotzig gesungene Punk-Song steht trotzdem im Vordergrund. Wie der Titeltrack, dessen Refrain die ganze Punkerromantik mit der Feststellung summiert, „dass die Welt kein Sinn ergibt“, um in der nächsten Zeile dann „Shalala“ und Saufen anzubieten. Auch „Punkboys don’t cry“ favorisiert diesen Problemlösungsersatz, und man weiß nicht, wie man für den verbliebenen Punk an der Bar fühlen soll, wenn er wem nachtrauert, der halt jetzt was anderes macht. KOTZREIZ wollen keine Antworten liefern, sondern sich abreagieren und unterhalten, gerne auch mit Quatschtexten wie dem von „Eiskalte Ohren“. Oder mit der unbeholfenen Lovestory des NDW-Flashbacks „Toilettenstern“. Gerade deshalb kann eine einzelne Zeile über auf hoher See sterbende Menschen verstörender wirken als die nächsten drei, vier einschlägigen Songs anderer Bands. Punk bleibt eben Punk, shalalalala.
Deutschpunk, deine Bandnamen ... Aber mal alle Vorurteile beiseite gewischt, die sich in den letzten 20 Jahren, in denen „Deutschpunk“ zum Schimpfwort wurde, zu Recht aufgebaut haben, weil offensichtlich nur noch talentlose Alkoholopfer solche Musik spielen und hören wollten: KOTZREIZ sollte man nicht vorschnell in die Reihe jener Bands einordnen, die auf Samplern wie „Deutschpunk Stumpfhits Teil 37“ vertreten sind, sondern trotz aller Plakativität genauer betrachten. Gut, der Name muss wohl so sein, von wegen Provokation und Punk und so, geschenkt.
Die Musik? Schnarrender, simpler, durchschlagkräftiger Punkrock – das ist sehr solide und gut gemacht, und wer immer sich hinter den Kampfnamen Kotze, Reiz und Büchse versteckt, versteht sein Handwerk über das Uffta-Uffta hinaus – und selbst wenn hier geufftat wird, ist es gut gespielt.
Tja, die Texte? Es geht los mit „Knüppelvoll“, „Candlelight Döner“ (haha ...), „Berlin“ (lustiges MUFF POTTER-Zitat am Beginn), „Kotzreiz“, „Saufen“, „Emosau“, „Fussball“, „Blutpopel“, „Fernseh an“ und „Leinen los“, und wenn man dann bei Song 14 (oder 15, im Falle der LP) angekommen ist, sollte man angefangen haben sich zu wundern ...
Kommen KOTZREIZ wirklich aus Berlin-Friedrichshain oder nicht doch aus Duisburg, teilen sie sich nicht den Proberaum mit EISENPIMMEL ...? Ist das hier wirklich alles so gemeint, ist Ironie die große Stärke der Berliner, oder will uns da einer in EISENPIMMEL-meets-KASSIERER-Manier verhohnepiepeln? Ich bin mir nicht mehr sicher, die Themenauswahl wirkt doch etwas sehr konstruiert, und wer sind die Typen auf den Fotos ...? Wie auch immer, „Du machst die Stadt kaputt“ ist für so einige Lacher gut und erfüllt damit seinen Zweck.
Nun also auch noch eine handnummerierte Single, die auf 500 Stück limitiert ist und in schniekem Hellblau – echt mal eine eher seltene Farbe – präsentiert wird. „Punk bleibt Punk“ ist ein wuchtiger Drei-Akkorde-Song, der schon durchaus gefällt.
Auf der B-Seite dann noch zwei Non Album-Tracks: „Nutzlos“ und „Bier“. Die Kreativität stößt hier zügig an ihre Grenzen, es sei denn, man hat bereits vor dem Hören gehörig einer alkohol-gesättigten Festivität beigewohnt.
Die Single ist eben mehr oder weniger ein echtes Sammlerstück.
Minimalistischer Deutschpunk, das mundet mir normalerweise so wenig wie aufgewärmte Erbsensuppe aus der Dose. Zu sehr wird von Bands in stumpfen Parolen verharrt und fehlt das gewisse Etwas, nennen wir es ruhig Augenzwinkern.
Dies stellt sich beim zweiten Longplayer der Berliner KOTZREIZ jedoch differenzierter dar. Zwar taugt das Trio zum Glück absolut nicht für den diplomatischen Dienst, doch wird spätestes bei einem Gossen-Ohrwurm wie „Pfandflaschenmessi“ klar, dass die Jungs durchaus auch über sich selbst zu lachen vermögen.
Wer Technobeats in den Deutschpunk einbaut, hat eben schnell die Lacher auf seiner Seite. Der Titeltrack „Punk bleibt Punk“ schafft es locker in die Endrunde bei jedem Lederjacken-Iro-Wettkampf und auch ein eher nutzloser Song wie „Montag-Scheißtag“ kann so einmal problemlos weggezappt werden, denn es folgt das echt großartige „Der Klügere kippt nach“.
Kotzreiz kokettieren mit dem gewollt miesen Image der Streetpunks und offenbaren doch zahlreiche Parallelen zu Bands aus der deutschen Punk-Historie. Als Gastmusiker sind unter anderem NONSTOP STEREO und das DIVAKOLLEKTIV zu hören.
Es gibt noch eine limitierte MC-Version (!), eine bunte Vinylversion (700 Exemplare) und eine Singleauskopplung (siehe Single-Reviews). Überzeugend, Jungs!
Als Vorgeschmack auf das dritte Album der Berliner kommt hier eine Single, die in 500er Auflage in roter Farbe erscheint. „Ratten im System“ ertönt übertrieben, sich förmlich überschlagend aggressiv, während die B-Seite mit dem alten Zeltinger-Song „Asi mit Niwoh“ etwas Passendes für und von den unnachgiebigen Deutschpunkern bietet.
Da ist sie wieder, die humorige Selbstironie, die doch den Jungs so zu eigen ist. „Große Liebe zu kleinen Schnäpsen“ ist dann die logische Fortsetzung, die die Vorfreude auf die kommende LP befeuert – wenigstens bei all den „Ratten im System, von München bis nach Bremen“.
Mit KOTZREIZ, die es seit immerhin acht Jahren gibt, verlebte ich einmal einen geselligen Nachmittag. Bier und kleine Schnäpse erhellten die Stimmung, und ich konnte mich davon überzeugen, dass die lustigen und zugleich krassen Jungs das auch leben, wovon sie singen.
– spätestens als wir mit unseren Toilettengängen im benachbarten Imbiss derart nervten, dass man uns das Licht abstellte. Endlich kommen nun die vergriffenen LPs von 2010 und 2012 wieder auf den Markt des ungepflegten heiteren und bissigen Deutschpunks.
„Du machst die Stadt kaputt!“ ist orange-marmoriert und besitzt ihre Hits „Kotzreiz“, „Fußball“ und vor allem „Berlin“, zudem das gentrifizierungsfeindliche „Bauarbeiter stuerb“ und das famose „Leinen los“.
Der zweite Longplayer (in grün-marmoriert, ebenfalls auf 500 Stück limitiert mit. Download-Code) setzt aber noch einen drauf. Das ist weniger textlich oder musikalisch gemeint, denn vom subjektiven Feeling beim Hören.
Eventuell liegt es auch an unterstützenden Teilen, die durch FEINE SAHNE FISCHFILET, DIVAKOLLEKTIV, NONSTOP STEREO und AUF BEWÄHRUNG hinzugefügt wurden. Aber mal ehrlich, KOTZREIZ sind für sich Originale, höchste Zeit für bisher säumige Straßenköterpunks, sich diese Scheiben zuzulegen.
Mit KOTZREIZ, die es seit immerhin acht Jahren gibt, verlebte ich einmal einen geselligen Nachmittag. Bier und kleine Schnäpse erhellten die Stimmung, und ich konnte mich davon überzeugen, dass die lustigen und zugleich krassen Jungs das auch leben, wovon sie singen.
– spätestens als wir mit unseren Toilettengängen im benachbarten Imbiss derart nervten, dass man uns das Licht abstellte. Endlich kommen nun die vergriffenen LPs von 2010 und 2012 wieder auf den Markt des ungepflegten heiteren und bissigen Deutschpunks.
„Du machst die Stadt kaputt!“ ist orange-marmoriert und besitzt ihre Hits „Kotzreiz“, „Fußball“ und vor allem „Berlin“, zudem das gentrifizierungsfeindliche „Bauarbeiter stuerb“ und das famose „Leinen los“.
Der zweite Longplayer (in grün-marmoriert, ebenfalls auf 500 Stück limitiert mit. Download-Code) setzt aber noch einen drauf. Das ist weniger textlich oder musikalisch gemeint, denn vom subjektiven Feeling beim Hören.
Eventuell liegt es auch an unterstützenden Teilen, die durch FEINE SAHNE FISCHFILET, DIVAKOLLEKTIV, NONSTOP STEREO und AUF BEWÄHRUNG hinzugefügt wurden. Aber mal ehrlich, KOTZREIZ sind für sich Originale, höchste Zeit für bisher säumige Straßenköterpunks, sich diese Scheiben zuzulegen.
KOTZREIZ treffen mit „Nüchtern unerträglich“ auch nach zehn Jahren den Nerv für Melancholie und No Future, für „Alles scheiße“ und „Kopf hoch!“, für Pfeffi und Kater. Die melancholische Nummer „Punk boys don’t cry“ wirft eben diesen Blick zurück, während eine Träne ins Bierglas tropft.
Selbiges wird im folgenden „Ratten im System“ aber gleich an die Wand geklatscht, denn wenn es nach KOTZREIZ geht, gehört die Stadt noch immer den Ratten. Für eine Überraschung sorgt die wavige Knutschnummer „Toilettenstern“, für die soundmäßig gut bei SCHLEIM-KEIM und „Party im Cannabisbeet“ abgekupfert wurde.
Emilie Krawall (FRAU MANSMANN) leiht ihnen hierfür ihre Stimme. Das tut Andrea von den PESTPOCKEN bei „Räudiger Aal“ und Ace von ZSK steuert ein Gitarrensolo zum Titeltrack bei. Und auch wenn der Titeltrack wieder Hymnenpotenzial in der Art von „Berlin“ und „Punk bleibt Punk“ birgt, zeigt dieser die Ausweglosigkeit auf und erinnert daran, wie scheiße es ist, dass im Mittelmeer Menschen ertrinken, das Finanzamt Jagd auf Punkrocker*innen macht und Glasscherben in Hundepfoten stecken.
Ja, auch das ist eine Seite von KOTZREIZ, die auch auf „Nüchtern uneträglich“ nicht zu kurz kommt, aber auch auf Album Nummer drei hübsch in Bierlaune und Pogo-Stimmung verpackt ist. Insgesamt dieses Mal etwas weniger eingängig, dafür bitte erst dreimal hören, bis die Songs auch im Ohr bleiben.
Wir schreiben das Jahr 2010. Die „Schlachtrufe BRD“-Sampler sind auf Partys im Dosenbierhagel verklebt und zerkratzt oder mit dem Versprechen ausgeliehen worden, dass man sie auf jeden Fall zurückbekommt. Tja, und da lag der Deutschpunker in den schalen Bierpfützen und wusste nicht mehr so recht, wie er den Schlapp-Iro wieder hochkriegen sollte – und zu welchen Bands überhaupt? In diese verkaterte Leere hat das damals neue Label Aggressive Punk Produktionen (kurz: Aggropunk) eine Bierdose gestochen, Bands wie TOXOPLASMA, RAWSIDE und eben auch KOTZREIZ (wieder) gepusht und damit einer schwächelnden Szene noch mal eine Chance gegeben und KOTZREIZ lieferten mit „Berlin“ den Aufbruchs-Hit. Was wir der Band dabei vergeben: Unter ihrer Schmuddel-Frisur glänzt bei KOTZREIZ hier ein frisches, professionell gestochenes Tattoo durch, da leuchtet das frisch gewaschene T-Shirt und dem klischeehaft verhassten Hipster ähnelt man sich teilweise mehr, als dass man ihm eine Bierdusche verpasst. Zeiten haben sich eben geändert und damit auch der Punk und das tat ihm vermutlich ganz gut. Natürlich sind Songs wie „Fressenbuch“ oder „Fernseh an“ mittlerweile alles andere als aktuell, diese beiden Alben zeigen aber immer noch die schönen Seiten des dreckigen Punk. Die „Punk bleibt Punk“-Neuauflage kommt ohne „Punk bleibt Punk“-Poster, dafür mit bedrucktem Innersleeve und Texten.
![[[Issue]]](https://shop.ox-fanzine.de/mediadb/Ox82.jpg "KOTZREIZ - Nüchtern unerträglich")
![[[Issue]]](https://shop.ox-fanzine.de/mediadb/Ox91.jpg "KOTZREIZ - Du machst die Stadt kaputt")
![[[Issue]]](https://shop.ox-fanzine.de/mediadb/Ox104.jpg "KOTZREIZ - Scheisse bleibt Scheisse")
![[[Issue]]](https://shop.ox-fanzine.de/mediadb/Ox122.jpg "KOTZREIZ - Die Stadt gehört den Ratten")
![[[Issue]]](https://shop.ox-fanzine.de/mediadb/Ox123.jpg "KOTZREIZ - Du machst die Stadt kaputt!")
![[[Issue]]](https://shop.ox-fanzine.de/mediadb/Ox165.jpg "KOTZREIZ - Du machst die Stadt kaputt / Punk bleibt Punk")