Genre
Punkrock/Hardcore, Rock
Shows
208 Shows in 102 Städten / 18 Ländern
Zeitraum
18.09.2002 - 05.06.2024
Letzte Show
29.04.2019 - DE-Hamburg, Elbphilharmonie Großer Saal
Nächste Show
05.06.2024 - DE-Berlin, Heimathafen Neukölln
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LAMBCHOP legen ihr zweites Album vor, natürlich wieder in Nashville aufgenommen. Das paßt zwar zum traditionsreichen Sound, doch Kopf Kurt Wagners Ideen von Country dürften eher dem subversiven Charakter der satirischen Betrachtungen von Robert Altmans Film Nashville" entsprechen. Auch wenn LAMBCHOP oder eine ähnlich orientierte Band wie FREAKWATER als alternatives Gegenmodell zum, in dieser Musik fest verwurzelten Konservativismus gedacht sind, steckt ihnen dennoch eine tiefe Verehrung für die Wurzeln dieses Genres in den Knochen. So ist How I Quit ..." in Folge eine ziemlich klebrige Angelegenheit, voller sülziger Streicher und tiefempfundener Emotionalität, kaum zu ertragende Wehleidigkeit im letzten Stadium. An manchen Stellen überzieht Wagner dann selbst meine persönliche Schmerzgrenze für seinen orchestral umgesetzten Pathos. Dabei sind LAMBCHOP natürlich immer noch weit über dem Durchschnitt - viele Songs wachsen durch mehrmaliges Hören -, aber zum überzeugend geschlossenen Eindruck des Vorgängers reicht es diesmal nicht. Ich hätte mir mehr Songs mit der Schärfe von The Militant" gewünscht, stattdessen gibt es hauptsächlich zuckerwattiges im Format von Theöne". Sebstverständlich wird jeder LAMPCHOP hassen, der eh schon eine ausgeprägte Abneigung gegenüber Country hat!
Erstaunlich unepisch (acht Songs in dreißig Minuten) und vom Ballast allzu pathetischer, schwerfälliger Nashville-Sounds befreit, kommt LAMBCHOPs neues Album Thriller" daher. Beinahe unglaublich erscheint die sich daraus ergebende Einschätzung, daß dieses Album ausnahmsweise richtig groovet, zumindest in Teilen. Natürlich gibt es überwiegend Kurt Wagners zart dahinplätschernden Countrynummern, die aber im Fall von Gloria Leonard" sogar mal in richtige Lärmgebilde abdriften. Mit Your fucking sunny day" und Hey, wheres your girl" hat Thriller" aber beinahe zwei richtige funky" Tanznummern zu bieten und ist mit das Beste, was je auf einer LAMBCHOP-Platte zu hören gewesen ist. Soviel zum Erneuerer alternativer Countrymusik, auf dessen nächstes Lebenszeichen ich schon mehr als gespannt bin.
Kurt Wagner, der Mann aus Nashville mit dem Country-Kammerorchester, ist zurück und zwischen ihm und Vic Chesnutt, der auf diesem Album als Gast vertreten ist und von dem auch die hübsche Coverzeichnung stammt, hat sich eine deutliche Annäherung ergeben. Beide haben mit ihren letzten Platten eine extrem reduzierte, unheimlich relaxte Barmusik produziert und einen Grad von Seichtigkeit erreicht, der langsam aber sicher Gefahr läuft, zu Fahrstuhlmusik auf einem unheimlich hohen ästhetischen Level zu werden. Nicht daß das auch nur ansatzweise langweilig wäre, aber es bleibt einem dabei nichts anderes übrig, als sich entspannt zurückzulehnen und sich Wagners postmodernen, mit viel Soul veredelten Nashville-Country-Sound hinzugeben und den kleinen dezent eingestreuten Höhepunkten entgegen zu fiebern. Ein ganz besonderer Höhepunkt ist dabei sicherlich Wagners Interpretation eines Curtis Mayfield-Songs, der einen augenblicklich in eine 70er-Krimi-Serie katapultiert oder das richtig rasante "It´s not alright" von YO LA TENGO-Mitglied James McNew. Insgesamt also mal wieder ein filigranes, subtil hochstapelndes Meisterwerk aus dem Hause Wagner.
Ein weiteres Mosaiksteinchen im Nashville-Kitsch-Universum des Kurt Wagner, und mal wieder eine Versuchung der ganz besonderen Art. Schon beeindruckend wie inzwischen Soul und Bigband-Klänge den ursprünglichen Sound von LAMBCHOP unmerklich verändert und unterwandert haben. Und so ist auch "Nixon" - was für ein hässlicher Name für diese wohlklingende Platte - ein kreativer Schritt nach vorn, so als ob hier jemand romantische Western-Lagerfeuer-Klischees mit sleaziger Blaxploitation verschmolzen hätte, eingespielt von einem Kammerorchester und schliesslich fett überproduziert auf Platte gebannt. Vergesst alle Vorurteile, die ihr eventuell mit Country ansonsten in Verbindung bringt, LAMBCHOP sind anders und waren bereits seit ihrer ersten Platte anders, insofern kann man den zukünftigen Geniestreichen von Kurt Wagner nur mehr als freudig entgegensehen.
Wer hätte das gedacht, mit seinem Album Nr. 6 kann mich Kurt Wagner tatsächlich noch einmal so packen, wie es bei seinem Debüt "I Hope You´re Sitting Down" von ´95 der Fall war. Eigenwillig waren seine Platten schon immer, geprägt von einer skurrilen Neuinterpretation amerikanischer Rootsmusik, genauer gesagt eines pathetischen Nashville-Sounds, dessen kitschigen Extremzustände sicherlich nicht für jeden gleich gut zu verkraften waren. Dazu gesellten sich zuletzt Soul und andere Einflüsse, die Wagners ausladend arrangierten "Country"-Songs mehr oder weniger einzigartig machten. Bei "Is A Woman" ist der introvertierte Bombast zwar weniger ausgeprägt, aber immer noch vorhanden, denn trotz einer extrem ruhigen Grundstimmung passiert hier so einiges, auch wenn es so scheint, als ob Wagners Stimme und sanfte Pianoklänge alleine den Ton angeben. Fast schon verschwenderisch, wie hier ein Heer von Musikern einen sanften Hintergrundteppich webt, der beim Hören gar nicht so recht ins Bewusstsein dringt, aber natürlich dennoch Wirkung zeigt. Wagners bisher sicherlich atmosphärischste und schönste Platte, die in manchen Momenten an die ruhigeren Songs eines Elvis Costello erinnert wie etwa "Shipbuilding". Die Limited Edition-Version der Platte enthält noch eine Zusatz-CD, die neben dem STONES-Song "Backstreet Girl" und einer Eigenkomposition auch noch eine vollkommen skurrile Version des SISTERS OF MERCY-Hits "This Corrosion" enthält. Da soll mal einer sagen, der Mann hätte keinen Humor.
Ein Doppelalbum bzw. zwei parallel erscheinende Platten aufzunehmen, riecht etwas nach Größenwahn, wundert bei Kurt Wagner aber nicht wirklich. Und fast hat man den Eindruck, das alles wäre das deshalb so, damit man die Waschzettel mit langen Erklärungen füllen kann, warum dieses und jenes eben so ist, wie es eben ist. Und wie es eben letztendlich ist, ist nicht so verschieden von dem, was LAMBCHOP bereits in den letzten zehn Jahren ausgemacht hat. Nur dass man direkt 24 Songs auf einmal geliefert bekommt, die auch zu den bestklingendsten der bisherigen Karriere Kurt Wagners gehören - amüsanterweise heißt der deutschstämmige Mutant in "X Men 2" ja auch so, fällt mir gerade ein -, was sicherlich an der famosen Instrumentierung liegt, denn diese Streichersätze bringen sicherlich selbst den größten Eisberg zum Schmelzen. Aber auch das Songwriting kombiniert Soul, Jazz, Rock, Pop und Country in nahezu perfekter Form, ohne dabei aber emotionslos oder konstruiert zu klingen. Während "Aw C'mon" ruhiger und melancholischer daherkommt, eher so wie es eben auch die letzten LAMBCHOP-Platten taten, beinhaltet "No, You C'mon" die wirklichen überraschenden, gewagteren Songs und wäre eher meine Kaufempfehlung, wenn man nicht sowieso beide Platten als Doppelpack bekommen würde - also doch ein Doppelalbum. Es fällt wirklich schwer, sich dieser ganz wunderbaren Musik zu entziehen, die scheinbar nie Gefahr läuft, in irgendwelchen Kitsch-Pop-Gefilden zu verrecken. Aber auch das ist nichts neues bei LAMBCHOP. (09/10)
17 Stücke aus der Zeit von 1993 bis 1999, eine Sammlung von B-Seiten und Raritäten von Kurt Wagners großartiger Band LAMBCHOP, die dem Alternative-Country-Genre eine innovative Frischzellenkur verpassten. Zuerst stellt sich allerdings eine gewisse Irritation ein, denn das erste Stück "Soaky in the Pooper" ist nur eine andere Version eines Songs vom ersten Album "I Hope You're Sitting Down" von 1993, auf das ich allerdings immer noch große Stücke halte, gefolgt von einer seltsamen Experimentalnummer, wo sich plötzlich in der Mitte ein "Blue Monday"-Rhythmus einschleicht. Erst danach beginnt die Platte so richtig Spaß zu machen, denn wer LAMBCHOP mag, für den ist "The Decline ..." eine spannenden Entdeckungsreise durch den skurrilen Kosmos eines brillanten Songwriters, der über die Jahre seinen ganz eigenen Sound entwickelt hat, basierend auf einem stereotypen Nashville-Countryrock. Da gibt es bizarre Randerscheinungen in Form von Alternativ-Versionen, aber auch echte, bisher unentdeckte Perlen in Wagners Schaffen. Und unter dem Strich ergibt sich sogar mehr als nur eine wahllose Zusammenstellung zu unterschiedlichen Zeiten entstandener Stücke, die vor allem noch etwas ursprünglicher aufgenommen wurden, als es auf den letzten, fast schon etwas zu bombastischen LAMBCHOP-Platten der Fall war. Bemerkenswert auch der letzte Track, "Beyond belief", eine Elvis Costello-Coverversion von dessen "Imperial Bedroom"-Album, der Wagner gekonnt seinen persönlichen Stempel aufdrücken kann. Als Fan von LAMBCHOP kommt man an dieser Platte nur sehr schwer vorbei, alle anderen sollten vielleicht mit einem der Frühwerke beginnen, von denen die ersten vier gerade von City Slang wiederveröffentlicht wurden. (09/10)
Es ist für mich schon zu einer Art Tradition geworden, seit dem 1994er Debüt "I Hope You're Sitting Down" jede neue LAMBCHOP-Platte zu besprechen und durchaus auch noch begeistert davon zu sein. Nach der Opulenz der letzten Platten hat Kurt Wagner seinen eigenwilligen Nashville-Country-Sound sehr zurück gefahren, was sich eher in Tempo und Lautstärke niederschlägt, denn die Instrumentierung scheint nicht weniger veredelt zu sein, was sich besonders an den eleganten Streicherarrangements zeigt. Doch hinter den warmen, emotional aufgeladenen Kompositionen Wagners stecken diesmal erstaunlich angespannte Geschichten, die hier allerdings eingebettet sind in ganz wundervolle Musik, selbst für LAMBCHOP-Verhältnisse. "Damaged" ist dementsprechend eine Platte der leisen Höhepunkte, nachdenklich wie bedacht umgesetzt und auf den sympathischen Größenwahn vorheriger LAMBCHOP-Werke verzichtend. Was anfangs etwas unspektakulär wirkt, wobei der Opener "Paperback bible" einen durchaus gekonnt mit der Gesamtatmosphäre der Platte vertraut macht, wächst mit jedem weiteren Hören aufgrund der generell sehr subtilen Umsetzung von Wagners Songwriting, der seine zahlreichen Mitmusiker sparsam aber pointiert einsetzt. Mit seinem neunten Album ist Wagner noch mal ein ganz großer Wurf gelungen, und das will was heißen, denn so richtig schlecht war bisher noch keine LAMBCHOP-Platte, wobei die tatsächliche Steigerung hier diesmal im Weglassen besteht. (9)
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![[[Issue]]](https://shop.ox-fanzine.de/mediadb/Ox65.jpg "LAMBCHOP - The Decline Of Country And Western Civilization CD")
![[[Issue]]](https://shop.ox-fanzine.de/mediadb/Ox68.jpg "LAMBCHOP - Damaged CD")