Junkies und Scientologen
Die ernstere, tiefgründigere Version von KAPELLE PETRA. Wer die Kapelle goutiert, wird hier ganz schnell heimisch und an ein paar Stellen sogar schmunzeln können, denn allzu weit ist das definitiv nicht voneinander entfernt, es fehlt nur das verschmitzte Lächeln und eine Gazelle auf der Bühne.
Dicht und verdammt opulent produzierte dritte Scheibe des Labelbetreibers, TOMTE-Chefs, Autors und vielbeschäftigten Mannes, der fünf Jahre nicht auf den ins Auge gefassten Punkt kam und dann doch lieber nichts veröffentlichte als einen halbgaren Schnellschuss.
Von einem Solo-Album zu sprechen, ist natürlich Quatsch, das ist Thees mit einer amtlich rekrutierten und verdammt gut eingespielten Band. Mäkeln? Klar, kann ich immer. Manchmal wäre weniger mehr und kürzer, näher am Punkt gewesen.
Ab und an ein Refrain weniger, kann man machen, wenn eh schon alles gesagt ist, denn vier Minuten reichen völlig, selbstredend wenn man einen Punk-Background hat. Aber wir sind hier im Pop, und ich hab davon ja eigentlich gar keine Ahnung.
Radiokompatibel? Definitiv! Gelungen? Absolut! Halbwertszeit? Kann ich noch nicht sagen, das muss der Ikea-Bettbelaster zeigen. Ich wage aber mal zu behaupten, dass es 2020 kaum ein großes Indie-Festival ohne Thees Uhlmann im Hauptprogramm geben wird, denn auf weiter Flur sehe ich außer der Kapelle aktuell keine ernsthaften Mitbewerber, die dieses Feld derart gekonnt bestellen.
So verdammt nah am Wortwitz der KAPELLE PETRA, dass ich mir einbilde, Thees sogar des öfteren innerlich grinsen zu sehen. Jaja, bei manchen mag es uncool aussehen, wenn man den Herrn mag, das ist mir aber ebenso egal wie dein Nasenhaarproblem.
Früher musste man das als harter Knochen vielleicht heimlich hören und noch heimlicher gut finden, aber ist der Ruf erst ruiniert ... Für eine der Luxusboxen fehlt mir dann leider aber doch das Geld, obwohl ich ja solchen Schnickschnack wie Bonus-LP, Mini-Bildbetrachter und Soundbox liebe.
Warum wird man heutzutage nicht mehr mit so was bemustert?
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