Iceage—Tour 2024, Tickets, Konzerte, Interviews
Nächster Termin:
Shows
24 Shows in 14 Städten / 3 Ländern
Zeitraum
28.11.2011 - 27.05.2024
Letzte Show
15.12.2018 - DE-Berlin, Bi Nuu
Nächste Show
23.05.2024 - DE-Hamburg, Nochtspeicher
Genre
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28.11.2011 - 27.05.2024
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15.12.2018 - DE-Berlin, Bi Nuu
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Wer ein Debütalbum mit zwölf Songs mit einer Gesamtlaufzeit von circa 26 Minuten einspielt, der gibt implizit – oder gar explizit – damit auch ein Statement ab. Direkte und rohe Energie sind die Grundfesten der jungen Band aus Dänemark.
Schnelle und ab und an mit einer Wall of Sound versehene Songs, die einerseits wie eine überspannte Version der ganz frühen THE HORRORS (als ob sie schwer am Noiserock genippt hätten), andererseits auch ein wenig die offensichtliche Findungsphase der Band widerspiegeln, so in etwa wie das bei WARSAW in den dunklen Post-Punk-Kellern von Manchester gewesen sein mag.
Aber ICEAGE schenken auch den Protagonisten des Noiserock den einen oder anderen Song, der zwar nicht jeden Touch & Go- oder SHELLAC-Hardliner überzeugen wird, aber doch seine Inspiration aus diesem Umfeld zieht.
Und es muss wohl wie damals bei THE CLASH und deren Würdigung im britischen Daily Mirror Ende der Siebziger Jahre gewesen sein, wenn heute eine dänische Tageszeitung ICEAGE als „Teenage punks full of anger and anxiety“ kategorisiert und sie in Dänemark gar als „Saviors of punk music“ bezeichnet werden.
Das mag ein Tacken zu viel sein, aber da es sich um das Debüt in Sachen jugendlichem Punk-Ethos handelt, kann sich Sänger Elias Rønnenfelt auf künftigen Alben in Sachen „anger and anxiety“ noch steigern, wenngleich der Weg in den Fußstapfen von Dennis Lyxzén und REFUSED ein sehr beschwerlicher sein wird.
2011 erschien mit „New Brigade“ das Albumdebüt von ICEAGE aus der dänischen Hauptstadt Kopenhagen – und das Label schwingt sich zur Behauptung auf, die Band sei dafür „weltweit als Erneuerer des Punk“ gefeiert worden.
Jaaaa, sicher ... und der neue Papst ist ein liberaler Befreiungstheologe. In der Tat war das düster-noisige, wütende Erstlingswerk eine interessante und spannende Platte, aber der neue Heiland des Punkrock ist Elias Bender Rønnenfelt sicher nicht.
Daran ändert auch das gelungene zweite Album „You Are Nothing“ nichts, das weltweit auf dem US-Label Matador veröffentlicht wurde – Glückwunsch, so viele europäische, geschweige denn dänische Bands gibt es nicht, die durch einen Release auf diesem renommierten Label geadelt werden.
Punk/Hardcore im brutalen, rohen Sinne etwa von OFF! oder AC4 sind ICEAGE nicht, ihr Sound ist dunkler, verzweifelter, mit einer Prise Achtziger-Goth und einem Hauch pulsierender WIPERS-Dynamik abgewürzt, und selbst wenn ihnen bei einem Song wie „It might hit first“ die jungen Pferde durchzugehen scheinen, fehlt mir der brutale, nihilistische Zerstörungswille, den andere Jungspunde wie CEREBRAL BALLZY ausstrahlen.
Stattdessen taucht hier eine Spur dieses „neuen“ Hardcores auf, wie ihn DEFEATER, GOODTIME BOYS oder LA DISPUTE spielen, was vielleicht daran liegt, dass hier die Texte über weite Strecken eher atemlos und hektisch gerufen, gesprochen werden, anstatt sie snotty und brutal zu bellen.
Da erkennt man auf charmante Weise die stimmlichen Grenzen, etwa bei „In haze“ oder „Morals“. „You Are Nothing“ ist eine atemlose, wütende Platte, die Verzweiflung und Wut gleichermaßen ausstrahlt, und ICEAGE als Band schaffen es, bekannte Zutaten besser als viele andere Bands spannend aufzuarbeiten – wo sie das hinführt, wird sich zeigen.
„20.000 Days On Earth“, dem aktuellen semi-dokumentarischen und -autobiografischen Selbstporträt von Nick Cave, sei Dank, konnte ich mich in die Welt des zur Selbstinszenierung neigenden Musikers einfühlen.
Dämonisch, zerrüttet, künstlerisch unberechenbar. Musik, die mehr Schatten wirft als Licht je könnte und die sich in surrealistischen Zwischenwelten aufhält. Schablonenhaft lässt sich das auch auf die Kopenhagener ICEAGE übertragen, die auf ihrem dritten Album „Plowing Into The Fields Of Love“ eine ähnliche Sogkraft entwickeln wie Cave zuletzt mit „Push The Sky Away“.
Klavier, Orgel, Trompete und Mandoline brechen den ungestümen Punkrock/Post-Punk-Sound ihrer zwei vorherigen Alben, „New Brigade“ (2011) und „You’re Nothing“ (2013), auf. Nichts hat bei ICEAGE bislang so sortiert geklungen wie auf „Plowing Into The Fields Of Love“.
Die Songs verstehen es, sich auch einmal zurückzuziehen und nehmen und entwickeln ungeahnte Weiten und Dynamiken. „And I never liked to ask for a helping hand, but I do now“, singt Elias Bender Sonnenfelds verdrogt und verschroben in „The lord’s favorite“.
Und wenn das wirklich der Fall ist, wünscht man sich, dass ICEAGE weiterhin wie ein Schwamm die Klänge von THE BUZZCOCKS bis Nick Cave in sich aufsaugen. Stand ihnen die Kompromisslosigkeit bis hierher gut zu Gesicht, haben sie jetzt eine Entwicklung losgetreten.
Jetzt erst recht!