Mag ja sein, dass die Hauptstadt die hipperen Bands hervorbringt, die überraschenden, eigenwilligen kommen aber in der Regel from out of the blue, irgendwo aus der Provinz. Zum Beispiel aus Finsterwalde, weit jenseits des Berliner Speckgürtels gelegen und mit diesem Namen zu launigen Kalauereien geradezu einladend, aber lassen wir das. Kurt "Blackmail" Ebelhäuser hat dem seit 2003 bestehenden Dreier das Album produziert, und das Ergebnis ist eine rundum angenehme, zeitlose, sich weitab aller Trends bewegende Rockplatte, auf der trotz des Trio-Line-ups auch noch irgendwo irgendwie eine dezente untermalende Orgel ihren Platz gefunden hat. Und so ziehen EARTHBEND ihre Kreise zwischen den Pop-Momenten von QOTSA ("Go with the flow"), rockigem Powerpop, der charmanten Eigenwilligkeit von MOTORPSYCHO und der deutschen Indierock-Elite (HARMFUL, BLACKMAIL, PENDIKEL & Co.). Vor was auch immer diese jungen Männer Angst haben mögen, knochentrockener Rock-Sound ohne Rockismen und überschwängliche Melodien gehören sicher nicht dazu. Ein sehr erfreuliches, höchst angenehmes Album. (40:16) (8)

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #70 als PDF

EARTHBEND

Harmonia

Man kann als Band entweder seine Helden aus den Siebzigern einfach nachspielen oder es machen wie EARTHBEND: Die Helden Helden sein lassen, sich von ihnen inspirieren lassen und aus den altbekannten Zutaten ein eigenes Süppchen kochen. Die Kreation des Dreiers aus Finsterwalde in Brandenburg mundet sogar ganz hervorragend. Neben der klassischen Rockinstrumentierung sorgt die retrorocktypische Orgel für zusätzliche Würze, imposant in Szene gesetzt im knapp zehnminütigen atemberaubenden Opener und Titelstück. Weiter geht es mit teils flotten, teils hymnischen Rocknummern, bei denen sich nur schwer ausmachen lässt, warum sie eigentlich so klassisch klingen: Die Gitarrenriffs sind nicht so dominant wie bei anderen Vertretern des Genres, Gitarrist André Kunze knödelt nicht - kurz: viele der genretypischen Zutaten fehlen. Auf der anderen Seite klingen die Songs nicht glatt genug, um als modern durchzugehen. Wie dem auch sei: Seventies-Rock muss nicht altbacken klingen. Das beweisen EARTHBEND mit einer großen Leistung: mit einem unprätentiösen und schwungvollen Album, das für einige Überraschungen gut ist. (8)

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #79 als PDF

EARTHBEND

Attackattackattack

„EARTHBEND, war das nicht die Band, die in den Siebzigern auf einem psychedelischen Trip hängen geblieben ist?“ Tja, weit gefehlt. Das mag auf den Vorgänger „Harmonia“ noch zugetroffen haben, mittlerweile ist der Dreier aus Brandenburg aber deutlich ausgenüchtert.

Rock wird hier immer noch mit vier großen Buchstaben geschrieben, allerdings ist „Attackattackattack“ viel fluffiger. Ähnlichkeiten zur norwegischen Band BIGBANG könnten einem auffallen, jene kokettieren aber noch offensiver mit dem obengenannten einflussreichen Jahrzehnt.

EARTHBEND hingegen sind zeitloser geworden. Man muss schon sagen: Auch dieses Gewand steht dem Trio ganz hervorragend, ob nun allerdings besser oder schlechter, darüber muss ich noch ein wenig grübeln.