13
13 Jahre, 13. Album, 13 neue Songs – zwischenzeitlich drohte „13“ so etwas wie das „Chinese Democracy“ des Crossover-Punk zu werden. Unzählige Male hatte Mike Muir in den vergangenen Jahren ein neues Album angekündigt, angeblich soll Material für zwei bis drei Alben auf Halde gelegen haben.
Ein eigenes Aufnahmestudio und ein eigenes Label existierten seit Jahren, beste Voraussetzungen also um den Worten Muirs endlich Taten folgen zu lassen. Und trotzdem hat es diese 13 Jahre gedauert, bis nun tatsächlich ein lupenreines Suicidal-Album den Weg an die Öffentlichkeit findet.
Der Rücken machte Muir Probleme, zweimal musste er sich schweren Operationen unterziehen. Wenn er mal nicht flach lag, tourte er mit seiner Band in loser Regelmäßigkeit durch die Welt, nur um sich den Rücken gleich wieder zu ruinieren.
Aber es war Muir wichtig, auf diese Weise präsent zu bleiben, und wer eine dieser Shows der letzten Jahre besucht hatte, musste anerkennen, dass ST immer noch zogen. Und da Muir sich trotz seiner gesundheitlichen Probleme nicht schonte, wussten sie auch meistens zu überzeugen.
Jetzt ist Cyco Miko also wieder am Start, allerdings ohne den langjährigen Wegstreiter Mike Clark, der Ende 2012 aufgrund eines Unfalls aus der Band ausstieg. Ob „13“ nun so etwas wie ein Comeback-Album oder doch eher das Schlusskapitel einer sagenhaften Bandgeschichte sein soll, weiß Mike Muir selbst noch nicht so genau.
Wahrscheinlich ist er vorsichtig geworden, was Aussagen zur Zukunft seiner Band angeht. Das Album selbst lässt auch keine Rückschlüsse zu, denn „13“ macht einfach da weiter, wo „Free Your Soul ...
And Save My Mind“, der respektable Vorgänger aus dem Jahr 2000, aufhörte. Spätgeborene werden diesen nervösen Mix aus Punk, Funk und Thrash Metal als etwas aus der Zeit gefallen einordnen, die Suicidal Maniacs werden ihn als zeitlos einstufen.
Die Trademarks sind jedenfalls alle vorhanden: der geslappte Bass, die Gniedelgitarre, die Gang Shouts und zwischen all dem der zwischen Hyperventilation und Kinderschändergesäusel hin und her jappsende Mike Muir.
Dies war nicht unbedingt zu erwarten, denn von den Leuten, die man sonst noch so mit dem Namen SUICIDAL TENDENCIES in Verbindung bringt – Mike Clark, Rocky George, Robert Trujillo –, ist keiner mehr mit an Bord.
Aber Muir verstand es schon immer, gute Musiker um sich zu scharen, und das ist ihm auch auf dem aktuellen Album gelungen, selbst wenn das ein oder andere Solo etwas überambitioniert daher kommt.
Die Band klingt frisch und unverbraucht, und wie dieser Schlagzeugkoloss Eric Moore mit Leichtigkeit eine Speed-Salve nach der anderen aus seinen fleischigen Händen schüttelt, ist eigentlich gar nicht zu glauben.
Wer SUICIDAL kennt, wird sich mit „13“ jedenfalls sofort wie daheim fühlen. Zum Klassiker wird es nicht reichen, dafür fehlen ein paar herausragende Songs und dafür geht Muir ein zu geringes Risiko ein.
Denn dadurch, dass er sich quasi des gesamten Suicidal-Spektrums der letzten 30 Jahre bedient, wirkt die Platte auch ein bisschen so, als wolle er es allen Recht machen. Trotzdem Respekt vor dieser Leistung.