Wer Vic Ruggiero als Sänger und Organist der New Yorker Ska-Legende The Slackers kennt, wird überrascht sein: Für seine Solo-Shows hängt er sich die Gitarre um und spielt Rockabilly und Country, begleitet nur von Mini-Schagzeug und Mundharmonika, die er nebenher selbst bedient.
Die verschiedenen Stile seiner Band und seiner Solo-Musik sind für Ruggiero überhaupt kein Widerspruch. Offenbar nicht nur für ihn: “Es scheint, als ob die meisten Leute, die Ska und Reggae hören, auch diese ganze andere Musik mögen – alten Rock'n'Roll, Blues, gute Country-Musik...”. Alle seiner Songs seien im Übrigen auf die gleiche Weise entstanden. Ob sie nach den Slackers klängen oder nach Johnny Cash: alles eine Frage der Interpretation...
Ruggiero füllt die Bühne mühelos alleine aus, denn er ist nicht nur ein brillianter Musiker, sondern auch ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler und großartiger Entertainer. Der Mann sprudelt über vor mitreißender Musik und haarsträubenden Stories, genießt die Freiheit seiner Solo-Show und spielt und quatscht drauflos, wie es ihm gerade einfällt.
In seinen Songs (und dazwischen) erzählt Ruggiero mit Vorliebe Geschichten über Wahnsinnige oder die Vorzüge von Mädchen aus New Jersey. Manchmal sind sie erst halb fertig, und Ruggiero erfindet spontan neue Strophen. Zwischendurch schafft er es dann schon mal, das Publikum zu bequatschen, bis der ganze Laden Tiergeräusche nachmacht.
Das Album “Living In Sin / Understanding New Jersey” wurde bereits 1997 aufgenommen, aber bis heute nie veröffentlicht. Ruggiero hatte einfach “eine Menge Songs übrig”, setzte sich ins Studio und spielte sie direkt aus dem Notizbuch. Er ließ ein paar CDs pressen, die er nur persönlich verkaufte. Doch eine ganze Weile später sprachen ihn Leute überall auf seine Platte an – selbst an Orten, an denen er vorher nie gewesen war! Bis nach Europa hatte es das Album geschafft, ohne Vertrieb und Plattenfirma, immer nur weitergereicht von Fan zu Fan.
