Es sind die kleinen Überraschungen, und nicht die allerorts angepriesenen Hot Spots, die einem immer wieder beweisen, dass es sich lohnt an das Gute im alternativen Musikkosmos zu glauben – und weiterhin für die Sache zu brennen.

Eher durch Zufall bekam ich diese selbstgebrannte CD der jungen Band aus Nordhausen und Leipzig zugesteckt, die fast die identische Besetzung wie die Billy-Combo TAZMANIAN DEVILS aufweist.

Und die drei Dolls (ein Mädel, zwei Herren) wissen zu begeistern! Auch wenn die CD ohne jegliche Info etc. daherkommt. Eigeninitiative ist gefragt, aber nur so kann man in frischen Gewässern fischen.

Selbst firmieren sie unter 77er Punk, mit dem dezenten Zusatz „finest“. Ich würde das noch um eine New-Wave- und Rock’n’Roll-Note ergänzen, denn Punkrock wäre für die vier Stücke zu eindimensional.

Die Bandhymne „I’m not your fancy doll“, kann man drehen und skippen wie man will, sie bleibt hängen. Die drei weiteren Stücke sind ähnlich eingängig, mindestens aber kurzweilig. Unaufgeregt, beschwingt und charmant sind die Trademarks dieses Trios, das nicht länger unentdeckt bleiben sollte, damit die Flamme weiterhin lodert.

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Ox Fanzine #103 als PDF

FANCY DOLLS

Behind Broken Windows

FANCY DOLLS sind zunächst einmal dieselben Personen, die die RUSTY ROBOTS bilden, und zu zwei Dritteln die TAZMANIAN DEVILS: Salmi an der Gitarre (und hier auch Gesang) und Laura an den Drums. Nur spielt Philipp Rust in diesem illustren Trio E- statt Kontrabass.

Die FANCY DOLLS gehen lediglich mehr in eine punkhaltigere Richtung. Es wäre zuviel des Guten, hier einen neuen Musikstil auszurufen, aber streng genommen könnte man die nur im Vinylformat erhältliche Scheibe durchaus als „Wave-Billy“ titulieren.

Lieder wie das simple, aber prominente „Factory of death“ oder auch „Ashes for ashes“ hätten in den Achtzigern manche Tanzfläche in Indie-Discos gefüllt. „I feel bored“ hätte auch THE CURE in ihre Anfangsjahren schreiben können, wobei wir hier durch die gelungene Melodielinie nur die Richtung hören und kein Plagiat.

Gerade durch ihre Melancholie bleiben die Songs noch eine ganze Weile in Ohr und Seele. Wirklich gute Arbeit! Samis Statement: „Ich habe im Laufe der Jahre immer mehr das Interesse an virtuosem Gitarrengedudel verloren.“ Das tut seinen eigenen Fingerfertigkeiten dennoch keinen Abbruch.

Das letzte der 17 Lieder umfassenden Platte „Mary Perkins“ gibt es auch in 7“-Version.